dgj009 Kirchenzentrum Frankfurt Riedberg, Frankfurt am Main, D , 2007

 

Das Kirchenzentrum Riedberg bildet einen festen Rahmen mit hohem Identifikationswert, der Gemeinschaft, Sicherheit und Halt bietet. Gleichzeitig eröffnet es dem Einzelnen die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Gott und dem Glauben. Auch die Gemeinde lebt vielfältige Formen von Gemeinschaft, die sich in unterschiedlichen Räumen entfalten können.

Auf diese vielfältigen Ansprüche reagiert das Projekt, indem es das Kirchenzentrum nach außen durch einen einfachen Kubus kennzeichnet. Dieser differenziert sich nach innen hin jedoch zunehmend aus. Durch diese Ausdifferenzierung erlebt die Gemeinde den Gottesdienst und den Aufenthalt im Kirchenzentrum als eine besondere, kostbare Zeit. Die spezielle Geometrie und Belichtung hebt die Räume von den Alltagsräumen ab. Dabei sind Gemeindesaal und Sakralraum nicht hart, kalt und unpersönlich, sondern strahlen eine konzentrierte Ruhe und Würde aus, die durch die konsequente Reduzierung der Details noch unterstrichen wird.

 

Der Sakralraum ist aus einem Zylinder geformt, der den Altar fokussiert. Er betont das Gefühl der Gemeinschaft im Glauben. Das Licht des Sakralraums wird von oben geführt, um einen Bezug zum Überirdischen zu verdeutlichen. Deswegen wurde auch auf direkte Ausblicke verzichtet. Wie vorgeschlagen wurde hinter dem Altar eine schmale vertikale Öffnung gesetzt, durch die das Licht der aufgehenden Sonne aus Osten, insbesondere am Morgen des Ostersonntags, in die Kirche flutet.

Das Kirchenzentrum wirkt nicht wie ein Fremdkörper in dem neu geschaffenen Stadtgefüge, sondern bindet sich in das Quartier ein. Der einfache Kubus passt zu der prototypischen Architektursprache des Riedbergs. Durch die Verdrehung des Baukörpers aus der Geometrie der Hauptstraße hebt sich das Kirchenzentrum subtil von der Umgebung ab und unterstreicht so seine besondere Bedeutung. Gleichzeitig entsteht durch die Parallelität des Gebäudes zu der Straße ‚Kalbacher Höhe’ eine enge Beziehung zwischen dem neuen Kirchenvorplatz und dem städtischen Nelly-Sachs-Platz. Diese Verbindung wird durch die übergreifende Platzgestaltung und den Verzicht auf die Alleebäume in diesem Abschnitt der Hauptstraße noch gestärkt.

 

Durch die Positionierung des Gebäudes werden auf dem Grundstück zwei Außenbereiche gebildet: Zum einen entsteht der Kirchenvorplatz mit dem Charakter eines städtischen Platzes, welcher der Kirche zugeordnet ist und von dem Gemeindesaal aus mitbenutzt wird. Zum anderen wird auf der Rückseite ein Außenbereich der Kindertagesstätte zugeordnet, der durch einen Spiel- und Lerngarten an der westlichen Grundstücksgrenze ergänzt wird.

 

Das Gebäude ist eine zeitgemäße Weiterentwicklung der kirchlichen Baugeschichte. Durch direkte Bezüge auf Materialien, Raumgeometrien und Belichtungssituationen erinnert es die Gemeinde und den Besucher an die Bedeutung der Kirche. Gleichzeitig wird ein offenes, vielschichtiges und wandelbares Raum- und Nutzungskonzept geschaffen, das den verschiedenen Aktivitäten der Gemeinde gerecht wird. Die Integration dieser Aktivitäten in die Alltagswelt wird ebenso ermöglicht wie die stille Andacht und Konzentration auf die Gemeinschaft mit Gott.

 

 

Projektzeitraum 06.04.2007 - 17.09.2007
NutzungSakral. Gemeindezentrum
Adresse Riedberg , Frankfurt am Main
Fläche 6.700 m²
Volumen 19.000 m³
Bausumme 9,0 Mio. EUR
Auslober Evangelischer Kirchenverband
AuftragsartEingeladener Wettbewerb
Mitarbeiter: Eva Zellmann
Partner: Paul WK Lee
Projektstatus: Wettbewerbsbeitrag